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Der Deutschen liebstes Tier ist bekanntlich der Elch. Schau dich in Spielzeugabteilungen, Ramsch- und Trödelläden um, überall findest du Elche aus Stoff oder Plaste in den Farbnuancen hellbraun über dunkelbraun bis grau und schwarz. Die Elchindustrie hat sich beachtlich gemausert. Elchmützen, Elchpullover, Elchschals, Elchgürtel, Elch-T-Shirts, Elchaufkleber - keine Peinlichkeit, die ausgelassen wird. Achte auf Vorgärten und du wirst überrascht sein, wie oft man dort Elchwarnschilder entdeckt. Achte auf vor dir fahrende Autos - manches Heck zeugt vom Besuch im Land der Elche. Noch sind die Leute gerade hier einfalls los. An den Shirts der Nationalfussballer zeugt jeder Stern vom WM-Titel. Warum also nicht einen Elch nach jedem Besuch im Elchland auf das Heck. Schweden und Norweger waren erstaunt, wie ein elchloses Land derartiges auf die Beine bringt und sprangen auf diesen Zug auf. Damit die Deutschen nicht mehr Klauen müssen, verkaufen uns die Nördlichen Elchwarnschilder als Souvenir. Ziemlich oft wird auch der Kosename "Du Elch" für Starke, Ausdauernde und Besessene verwendet. Da fragt man sich doch glatt, wieso ? Wir Deutschen haben ein so schönes Wappentier, den Seeadler und das schon über tausend Jahre. Unter seinem Banner wurde das Leben gelebt, geliebt, gewonnen und verloren, gelacht und geweint. Vielleicht nehmen wir ihn gar nicht mehr so wahr, weil er allgegenwärtig ist. Wenn auch in der Natur nur noch wenige Exemplare, zu wenige, durch die Lüfte ziehen. Die ganze Welt nimmt Deutschland auch am Seeadler wahr, nur wir selber sind verrückt nach dem Elch. Beobachtet einmal Nordland-Urlauber auf den Strassen, wenn ein Elchwarnschild auf einen möglichen Wildwechsel verweist. Es wird langsamer gefahren, jeder Insasse hat wahrscheinlich einen zugewiesenen Beobachtungssektor, an den Scheiben plattgedrückte Wangen und Nasen, zeigen wie intensiv nach den Tieren gesucht wird. Vielleicht machen das die Leute, weil er so selten zu sehen ist, der echte Elch. Alles genau beobachten ist aber auch sehr wichtig, viele schwere Elchunfälle fordern jährlich Opfer.
Ist das Elchbewustsein nur Ausdruck von Angabe, in Skandinavien gewesen zu sein? Sicher bei den wenigsten, eher ist es wohl die Bewunderung für dieses grosse Tier, das wir meist nur aus dem Zoo kennen. Aber wer identifiziert sich nicht gern mit Grossem, mit Starkem? Sportvereine tragen den Namen von Tiger, Löwe, Elefant, Adler oder Fuchs. Vermeintliche Wesenszüge und Attribute sollen die Spieler puschen und dem Zuschauer zeigen:"Seht wir sind die Löwen..." Vielleicht gibt es ja bald ein Elch-Team. Der Zauber der Elchhascherei liegt wohl am ehesten darin begründet, dass wir den Elch so selten sehen. Was rar ist ist doch begehrt.

Elche sind äusserst scheue Tiere mit einem sehr guten Gehör und und einem stark ausgeprägten Geruchssinn. Die bis 500 kg schweren Bullen sind nicht gefährlich, eher schreiten sie dösig einher. Aber Kühe mit Kälbern können durchaus aggressiv werden und greifen an, wenn sie Gefahr wittern. Ich erinnere mich an eine Elchbegegnung in Norwegen. Mit einer Freundin ging ich auf Pilzsuche. Wir sahen frische Lösung und waren uns sicher, bald Elche zu sehen. Als dann plötzlich die Luft vom Röhren vibrierte, standen wir wie versteinert. Ungefähr 50 m vor uns war ein Rudel von mindestens 10 Tieren. Wir machten auf der Stelle kehrt und gaben langen Hafer. Tatsächlich kontrollierten zwei Tiere unseren Abmarsch. Unser Hausvater meinte dann auch später, wir hätten gut daran getan, das Weite zu suchen.
Etwa 300.000 Elche gibt es in Schweden. Wegen der vielen Verkehrsunfälle und Schäden in Land- und Forstwirtschaft wird jedes Jahr rund ein Drittel der Elche zum Abschuss freigegeben. Und natürlich gibt es auch hier einen Jagdtourismus.
Also bleiben wir dem Elch treu, im Unsichtbaren, im Leben und im Sterben.
In Schonen oder Blekinge ist er in den letzten Jahren stark dezimiert worden. Das gibt doch Hoffnung für die kommenden Jahre.

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