Hallo Freunde,
bin furchtbar schwer in den Tag gekommen. Wenig Schlaf und der graue Morgen. Aber wie heisst es so schön : Montagswetter wird nicht Wochen alt ! Aber der eine Tag hat es ja in sich, oh,oh. Das
Telefon nervte, besonders Thea, die unbedingt bestätigt haben wollte, dass alles schön war bei ihr und sie attraktiv sei. So verpasste ich meine U-Bahn, kam zu spät in den Verlag. Unendliche
Diskussionen um mein Projekt. Noch viel später in der Redaktion. Massregelung wegen Disziplinlosigkeit. Mein Gott, ich wandere wieder aus, warum tue ich mir das an? Zu allem Unglück knicke ich
auf dem Flur um. Nur gut, dass ich mit drei Beinen aufgestanden war und nun das zweite linke einwechseln konnte. Wau, war der Tag gebraucht. Vor dem Redaktionsgebäude setzte ich mich erst mal auf
eine dieser schmuddeligen Bänke und versuchte, mich wieder einzuholen. Theseus fand einst aus dem Labyrinth des Königs Minos von Knossos ( Kreta ) nur mit Hilfe eines Fadens heraus, den Ariadne,
die Tochter des Königs, ihrem Geliebten mitgegeben hatte. Ich hatte meinen Faden völlig verloren und wer sollte mir einen in dieser Situation geben. Scheiss Tag. Aber als ein Krokokostüm an
mir vorbeischwebte, hatte ich einen Faden. Ab auf die Shopping - Meile. Eine nette Boutique finden, ein paar Klamotten probieren, Prosecco trinken und quatschen. Bei "Mona Lisa" war die Inhaberin
wohl auch dem Montag erlegen und ich war schnell wieder draussen. Glück hatte ich bei "Lady N." Eine sehr verständnisvolle Dame führte mich Schritt für Schritt bis zum Einstecken meiner
Scheckkarte. Eine schwarze Walkjacke und ein Kaschmirschal wurden mein neuestes Eigentum. Auch die Kaufreue hatte sie im Blick, meine rotblonden Locken würden glühen über dem Schwarz. War
der Montagsspiess nun umgekehrt? Leise Zweifel begleiteten mich zur U-Bahn. Meine Mutter hatte sich zum Kaffee und zum Abendessen angesagt. Da ich sie sehr liebe, freute ich mich. Auch wenn
sie mitunter die Mutterrolle überbetonte, war es immer ein Erlebnis, mit ihr über Land und Leute zu plauschen. Schnell kaufte ich zwei Stücken Schwarzwälder Torte und eine Flasche trockenen
Sherry. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie beides mehr genoss als ihren, für mich arroganten, aktuellen Partner. Sei's drum, wenn man Freude schenken kann...Ich hatte mich gerade frisch
gemacht, als Mutti Ria klingelte. Ihre 60 Jahre sah man ihr nicht an, sicher hielt mancher sie für meine ältere Schwester. Immer gepflegt und gestylt, eine sehr attraktive Frau. Der
erste Schluck Sherry initiierte ihren ersten Protest, den ich genüsslich und verständnisvoll tuend unterstützte. Wie ein Rohrspatz schimpfte sie auf ihre Aktien. In diesen Tagen würde sie arm wie
eine Kirchenmaus werden und die Banker immer fetter. Sage einer was dagegen. Wir schauten uns Fotoalben aus der Jugend an und der Nachmittag verging wie im Fluge. Unser Abendessen sollte der
bescheidene Auftakt zu meinen Italienbildern und -videos sein. Mit grosser Leidenschaft erfragte meine Mutti Details aus meinem Leben, ohne Grenzen zu überschreiten. Mir half es stets
Erinnerungen zu bewahren. Sie hatte sich ihr Lieblingsessen bestellt. Es war einfach, aber sehr lecker. Dafür hatte sie frische Pfifferlinge, 500 g, bei Karstadt gekauft und bereits geputzt.
Nun brauchten wir nur noch die Spaghetti ins sprudelnde Wasser geben (denkt bitte dran: ein 3 l -Topf sollte es sein und Salz erst ins sprudelnde Wasser schütten ) und al dente
garen. In die heisse Pfanne goss ich etwas Olivenöl und eine handvoll gewürfelten Tiroler Speck. Als er etwas ausgelassen war, gab ich die Pfifferlinge hinzu. Unter Rühren gelangen Pfanne und
Topf. Ein kühles Helles servierten wir uns dazu. Die Pfifferlinge gab es über die Spaghetti und obenauf gerupftes Basilikum. Köstlich, einfach nur köstlich. Probiert's. Es wurde ein gelungener
Abend.
Bis demnächst Eure Rosi Rose