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Hallo Leute,

eine schöne Woche wünscht Euch Eure Rosi. War Euer Sonntag auch so schön wie meiner? Bestimmt besser. Gestern, es war so fast am Ende der Nacht, etwa 11.00 Uhr, steht doch meine Nelly, die alte Nelke an meinem Bett. Was habe ich mich erschrocken, aber warum habe ich ihr auch einen Schlüssel gegeben. Erst dachte ich, ich träume, dann, mich tritt ein Goldfisch. Ob's Probleme gibt, wollte ich alte neugierige Tussi wissen. Anstatt mich gleich zu freuen über mein Nelkchen. Schick hatte sie sich gemacht. Meinen Schlaf aus den Augen reibend, bewunderte ich ihre Variationen in dunkel lila. Ein schicker Cardigan, kurz und in grober Stuktur, ein knielanger Rock, blickdichte Stümpfe und scharfe Schnürpumps. Anziehen konnte sich mein Nellylein schon immer gut. Leider auch manchmal zu schnell aus. Mein Bestaunen wurde noch getoppt durch herrlichen Duft von Lavazza-Espresso. Ja, meine Lieblingsnelke war im Überraschen schon immer gut. Schnell hüpfte ich ins Bad, machte Dusch- und Zahnbürstengymnastik, sprang in Shirt, Slip und Jeans, um dann meine Nelly erst einmal zu herzen. Der Espresso beflügelte uns beide. Jede berichtete von vergangener Nacht, nicht ohne Hunger anzudeuten. Auf Brötchen, Butter und Co. hatten wir beide keinen Bock. Was aber dann? Wir könnten doch brunchen gehen, schlug ich vor. Nelly schüttelte ihre blonde Mähne und schaute in Richtung Küche. Seit meiner Rückkehr wollte sie mich permanent kochen sehen. "Mein liebstes Röschen", säuselte sie , " du kochst vielleicht nicht ganz so gut wie diese Fernsehlöffel, aber dafür siehst Du wenigstens toll aus und kriegst Geschmack ins Essen". Das passte mir nun gar nicht. Aber Frau Nelke trippelte schon in de Kök. Rasch schmiss ich mir noch etwas Farbe ins Gesicht, denn nun wollte ich wenigstens dem " toll aussehen" entsprechen.
Es war nicht zu fassen, Nelly hatte uns bereits einen Schampus eingegossen. Also war klar, wir brunchen hier, heute und jetzt. Aber der kalte Perler tat gut, fast besser als der Espresso. Ja, was machen wir denn nur Schönes? Da kam mir so eine Idee. Fleisch spielt in meiner Küche eine geringere Rolle, schon immer stand ich auf Gemüse, Obst, Milchprodukte, Vollkorn, Kräuter und Pflanzenöle. Frische ist dominant, aber TK kann's auchmal sein. Feststehende Rezepte mag ich nicht. Aus dem Erlebten variieren, das macht Spass. Aber Ihr wisst ja, manchmal hat man manches nicht oder es war nicht zu verwerten. Wo bliebe dann das Rezept ? Flexibilität ist wohl das A und O. Und noch eines biete ich Euch an. Keine Rezeptnamen !!! Probiert es selber aus und findet Namen dafür!!! Also öffnete ich meinen Kühlschrank und grübelte. Nellys Wuschelkopf grub sich unter meinen Arm durch und sie griff nach den Eiern. Seit vielen Jahren wusste ich, dass diese ihr wunder Punkt waren. Für Eier machte sie alles. Sie pflanzte ihren Mors auf den Küchentisch, priemelte mich an und schwenkte die Eierpackung. "Hieraus solltest Du etwas zaubern" kicherte sie. Na schöner Sonntag, wäre doch nur schon Montag. Erstmal noch einen Schluck Schampus. So waren wir mittendrin im Brunchen. Plötzlich ein Surren und die Idee war da. Ein Griff in den Tiefkühlschrank und eine Packung TK-Blattspinat kühlte Nellys Eierträume. Ich blickte zur Mikrowelle und mein Nelkchen begriff sofort ihre historische Sonntagsbrunchmission : Auftauen. Eigentlich hätte ja davor stellen gereicht, bei dieser scharfen Biene, aber nun sollte es fachgerecht werden. Ich selber trennte von vier Eiern das Gelbe vom Weissen und schlug das Eiweiss zu schönem festen Schnee. Von einem Stück Butter trennte ich ein Fünftel in ein Schälchen, drückte ein Knoblauchzehe durch und mit etwas Salz, einer Prise Dill aus der TK-Packung rührte ich eine leckere Knoblauchbutter. " Röslein" trällerte Nelkchen, " der Spinat hat verloren". Da musste ich meiner liebsten Freundin erst einmal zuprosten. Nach dem Schlückchen drückten wir uns erst einmal. Nach fünfzehn Jahren des Aus-den-Augen-seins war unsere Freundschaft so lebendig wie damals und darüber waren wir beide sehr sehr glücklich. Freundinnen im Geiste waren wir beide ohnehin geblieben. Nelly geschieden, ich Witwe, beide unbemannt , aber stets wachen Auges. Jetzt wird gebruncht und geklönt. Die vier Eigelb verrührte ich mit dem aufgetauten Blattspinat. Salz und Chiliflocken, diese ganz vorsichtig (passt auf beim Nachkochen, allzu scharf zerreisst das Maul), etwas geriebene Muskatnuss in das Gemenge, den Eischnee vorsichtig untergehoben und fertig war die Rohmasse. Als ich das ganze in eine beschichtete Pfanne gab, in der bereits das Olivenöl auf den kulinarischen Kontakt wartete, tanzte mein Supernelke durch die Küche und sang das Capri-Lied. Beiläufig hatte ich erzählt, dass mir dieses Gericht vor Jahren meine Freundin Giovanna Baldessarini, eine begnadete Journalistin, auf Capri gekocht hatte. Nun briet ich unseren Gourmetfladen von beiden Seiten goldgelb, während im kleinen Brotbackofen ein Baguette Bräune annahm. Dann überraschte mich mein Nellylein erneut. Aus Kiwi, Apfel, Banane,  Wallnuss und Vanillejoghurt, überstäubt mit etwas Kakaopulver hatte sie für jede von uns beiden eine Art Capri-Tutti-Frutti gezaubert. Die Weinbrandpraline als Pik war tolle Vollendung. Schnell deckten wir den Tisch. Als die Kerze brannte, waren wir beide im Sonntag angekommen. Schampus, Gebruzzeltes, eine tolle Knoblauchbutter, knuspriges Baguette und eine herrliche Obstschale - Brunch was willst du mehr. Ja dann schwelgten wir in Erinnerungen und besprachen den Besuch bei unserer Jugendfreundin Thea Tulpe. 

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